Die Ukraine hat gewonnen
Die Massen lieben David gegen Goliath und 32 Länder schicken Geld und Waffen. David muss abliefern. Komme, was wolle und sterbe, was solle. – Sind Fakten noch interessant?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betritt den US-Kongress als Sieger. Minutenlanger Jubel und stehender Beifall. Nein, das ist kein Tagtraum. Das ist bereits geschehen. Am 22. Dezember 2022. Verpasst?
Selenskyj steht am Rednerpult, überwältigt, voller Demut in seinem olivgrünen Armeepullover als Eroberer Russlands. Spätestens als dieser eine Satz fällt, setzt die Realität ein: "Wir haben Russland in der Schlacht um die Köpfe der Welt besiegt". Um die Köpfe, ja.
Jetzt rollt er noch eine ukrainische Flagge aus, von der er sagt, sie stamme von der Front und sei von Soldaten unterzeichnet worden. Die damalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und Vizepräsidentin Kamala Harris halten die Flagge hoch. Tief bewegt. Selenskyjs halbstündige Rede ist voller Selbstverherrlichung mit einer konkreten Botschaft: wir kämpfen für die gesamte “freie Welt”, aber das geht nur mit mehr Waffen und Geld!
Dieser Appell reicht natürlich nicht. Um wirksam zu sein, braucht das Heroische das richtige Narrativ. Erst das Narrativ macht den Kämpfer zum Helden. Bevor im Anschluss daran weitere 44 Milliarden Dollar über den Atlantik fließen können, muss noch ein alter Geist heraufbeschworen werden: Adolf Hitler. Selenskyj erinnert an “mutige amerikanische Soldaten”, die an Heilig Abend 1944 gegen Hitlers Truppen kämpften: "Tapfere ukrainische Soldaten tun dasselbe mit Putins Truppen an diesem Weihnachten".
Es geht also um “unsere Freiheit”, die in der Ukraine verteidigt wird. Soso. Selenskyjs Worte machen natürlich PR-strategisch Sinn: Gebiete man Putin nicht mit allen Mitteln Einhalt, würden seine Truppen sich ein osteuropäisches Land nach dem anderen einverleibend “zur Berliner Mauer marschieren".
Wenn Putin also Hitler sein soll, wenn der Feind Nazi-Deutschland sein soll, dann ist das ein Krieg für das Gute und gegen die Wurzel allen Übels. Dann sollten wir jeden Cent und alle Waffen(-gattungen) einsetzen, um Hitler zu stoppen, oder? Die deutschen Medien versuchen diese Erzählung seit Kriegsbeginn mitzutragen.

Es ist ein gängiger Trick im Gewerbe der Kriegspropagandisten. Mit Hitler 2.0 kann und darf man nicht sprechen. Man muss ihn wegbomben. Angesichts des Bösen braucht es keine reflektierte Auseinandersetzung. Es reicht das Plädoyer. Keine Beweise. Kein Gutachten. Kein Prozess. Todesstrafe. Fall abgeschlossen.
Einen Hitler gab es übrigens bei vielen Kriegen der USA. In Afghanistan, Libyen oder Syrien. Auch im Irak. Beim Auftakt zum Ersten Golfkrieg begann George Bush senior damit, Saddam Hussein als “Neuauflage Hitlers” zu bezeichnen, “mit einem Totalitarismus und einer Brutalität”, die “roh und beispiellos in der Neuzeit” sei. An andere Stelle fand er ähnliche Worte (ab 18m51s):
Bush senior sagt hier: “Amerika wird nicht an der Seitenlinie stehen. Die Welt wird nicht zulassen, dass die Starken die Schwachen verschlingen.”
Sind die historischen Parallelen zur Situation in der Ukraine nicht gruselig? Vor allem, wenn man Bushs Stellungnahme bei dieser Pressekonferenz heranzieht (ab 21m38s):
Die Geschichte vom kleinen David der den Riesen Goliath mit einer Steinschleuder bezwingt. Die Psychologie der Massen liebt einfach klein gegen groß. Wenn man den Kleinen dann auch noch finanzieren, trainieren und hochrüsten kann, umso besser. Interactive Movie!
Bisher sind Hilfsgelder in Höhe von mehreren hundert Milliarden in die Ukraine geflossen. Wird schon alles passen. Die Ukraine gehört ja laut Transparency International nicht zu den korruptesten Ländern in Europa. 2016 stellte noch der EU-Rechnungshof die Finanzhilfen an die Ukraine infrage.
Hier ist eine statistische Übersicht von bilateralen Finanzspritzen für die Ukraine. Nicht berücksichtigt werden hier Geldflüsse von privaten NGOs und Stiftungen. Auch Militärhilfen sind nicht eingeschlossen.
Bisher sind Waffen im Wert von mehreren zehn Milliarden Dollar in die Ukraine geflossen. 25 der 32 Staaten, die militärische Hilfe für die Ukraine leisten, gehören der NATO an. Hier ist eine detaillierte Auflistung aller Waffenlieferungen an die Ukraine.

Allein im Jahr 2022 hat die Ukraine den drittgrößten Anteil an Waffen weltweit importiert. Was mit diesen Waffen passierte, das weiß niemand so wirklich. Der US-Fernsehsender CBS veröffentlichte im August 2022 den Dokumentarfilm “Arming Ukraine”. Kernthese: 70 Prozent der westlichen Militärhilfe kommen nicht bei den ukrainischen Truppen an. Nachdem es daraufhin Kritik seitens der ukrainischen Regierung hagelte, musste CBS die Sendung wenige Wochen später einstellen. Hier könnt ihr euch noch “Arming Ukraine” unzensiert anschauen:
Natürlich wurde das Verschwinden der gelieferten Waffen als “russische Desinformation” gebrandmarkt. Das US-Außenministerium, Interpol oder Cato sind also auch Handlanger von Putins Propaganda? In dieser Kampagne für den Krieg darf es keine Zweifel geben. Rufe nach einem Waffenstillstand oder Verhandlungen bleiben ein Tabu, ganz egal, wie aussichtslos die Lage auf dem Schlachtfeld sein mag.
Im März 2023 enthüllte ein 21-jähriger Online-Gamer, Mitglied der Air National Guard, streng geheime US-Geheimdienstdokumente. Sie belegen, dass die USA kein schnelles Ende im Krieg gegen Russland vorhersehen können. Die Ukraine sei nicht in der Lage, die dafür notwendigen Geländegewinne zu erzielen.
Und dennoch fordert Selenskyj: "Kampfflugzeuge für die Ukraine, Flügel für die Freiheit".

Zwischenfrage: Was passiert hier gerade? Wird hier die Ukraine vielleicht als Spielball geopolitischer Interessen auf dem Altar des US-amerikanischen Hegemonialstrebens geopfert?
Überraschung... Es geht mal wieder nicht um “unsere Freiheit” oder die “leidenden Menschen”. Es geht um die Energieversorgung, den Zugang zum Schwarzen Meer, um Militärstrategie und Getreide. Deutlich wird das, wenn die Entwicklung der Ukraine von der Unabhängigkeit der Ukraine 1994 über die Farbenrevolutionen bis zum Maidanputsch 2014 in Augenschein genommen wird. Dass der Westen massiv in die innenpolitischen Belange der Ukraine Einfluss genommen hat, ist offenbar. Eine große Rolle spielten dabei westliche NGOs und Stiftungen.
Meine Recherche dazu veröffentlichte ich in zwei Teilen auf YouTube. Inzwischen wurde sie mehr als 800.000 angesehen:
Für die deutschen Medienlandschaft, die ich in dieser Recherche kritisiere, habe ich selbst jahrelang gearbeitet. Mitten in der wohl größten Vertrauenskrise im deutschen Journalismus war ich Hospitant bei Zeit Online und FAZ.net sowie Volontär bei der Süddeutschen Zeitung (siehe Links: Ja, ich war schon immer so). Die Medienberichterstattung über die Geschehnisse im Jahr der Eskalation des Bürgerkrieges in der Ukraine hatte für diese Krise gesorgt. Das NDR-Medienmagazin Zapp beauftragte damals das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap für eine Umfrage über das Vertrauen der Bevölkerung in die Darstellung des Ukraine-Krieges. Das Ergebnis: 63 Prozent der Deutschen haben kein Vertrauen.
Und das sagen die derzeitigen Umfragewerte in Deutschland:
Wo sind die 37 Prozent, denen die Unterstützung der Ukraine zu weit geht? Wo sind die 55 Prozent, die wollen, dass der Krieg ein diplomatisches Ende findet? Was macht eigentlich die deutsche Friedensbewegung? Nur der Wagenknecht-Schwarzer-Fraktion gelang es, einen großen Protest gegen den Kriegskurs der deutschen Regierung zu organisieren. Ansonsten blieb es auf den Straßen ziemlich ruhig. So verfestigt sich allmählich das Bild einer Gesellschaft, die angeblich mehrheitlich hinter der US-gesteuerten deutschen Außenpolitik steht. Wer kann es den unwissenden, schweigenden Kriegsgegnern verübeln, in Ermangelung von Alternativen bei der AfD Zuflucht zu suchen? So viel sei gesagt: Die AfD war faktisch nie eine Friedenspartei. Aber dazu wird es in der nächsten Woche ein Video auf YouTube-Kanal von den Grenzgänger Studios geben.
Zwischenfrage: Haben jetzt eigentlich die USA unsere Gaspipeline gesprengt (Seymour Hersh) oder die Ukraine (Investigativjournalisten von SZ, WDR & NDR sowie ARD, SWR und DIE ZEIT)?
Bloß nicht weiter nachfragen, was das bedeuten könnte… Die Welt steht immerhin geschlossen hinter der Ukraine. Das ukrainische Außenministerium und die NGO “Brand Ukraine” (von USAid, UKAid und der EU finanziert) verbreiten folgende Weltkarte, um uns diese Botschaft einzuhämmern:
“Die Welt steht hinter der Ukraine” heißt es in der Überschrift. Auf den ersten Blick mag diese Karte tatsächlich diesen Eindruck erwecken. Fakt ist: Nicht nur, dass das Abstimmungsverhalten bei der UN ein differenzierteres Bild zeichnet, selbst die Darstellung in Form dieser Karte ist irreführend. Fake News! Wie es mit den echten Größenverhältnissen aussieht, kann man hier einsehen. Und wie sich die oben gezeigte falsche Weltkarte von einer echten Weltkarte unterscheidet, sieht man hier:
Ach, wer interessiert sich schon für Fakten?
Die Ukraine hat gewonnen.
Video-Empfehlungen:
Hervorragender Artikel! Genau auf den Punkt gebracht, was seit Jahren schiefläuft. Erschreckend, dass Menschen so offensichtliche Fakten außer Acht lassen wollen und dennoch zur Ukraine stehen. Das ist kein russischer Krieg, das ist ein lang und breit geplanter NATO-Krieg ergo USA-Krieg, dem sich erneut alle blind beugen müssen. Warum eigentlich?
شكرا جزيلا يا فارس النور!